Zwischen Gesellschaftskritik und Zensur

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Interview mit dem Filmteam von "Hendi va Hormoz"

Nach der letzten 14-Plus Premiere von „Hendi & Hormoz“ am Donnerstagabend hatten Liv und ich am Freitagvormittag die Möglichkeit das Filmteam auf ein Interview am Zoopalast zu treffen. Wir betreten die Zoolounge, in der im Hintergrund leise Jazzmusik läuft und werden freundlich von der Generation Gästebetreuerin empfangen und zum Filmteam geführt. Alle begrüßen sich gegenseitig, neben dem Regisseuren Abbas Amini ist noch die künstlerische Leiterin des Filmes da, außerdem zwei weitere Frauen, die wohl nicht direkt zum Filmteam gehören, wovon sich eine allerdings als Schwester des Regisseuren herausstellt. Schnell sehen wir, dass wir ein kleines Kommunikationsproblem haben werden, da niemand von uns Farsi oder Französisch spricht und sich niemand so wirklich zutraut, das Interview nur auf Englisch zu führen. Wir überlegen kurz alle zusammen, ob wir versuchen durch eine Handysoftware die Antworten des Teams übersetzten zu lassen, aber da wir auch auf den Produzenten warten können und wir alle Zeit haben, sitzen wir noch ein bisschen in der Zoolounge und trinken Tee. Dann kommt auch schon der Produzent Pouria Heidary Oureh und wir können beginnen.

freie Generation Reporter: Vor zwei Jahren waren Sie mit „Valderrama“ bei der Berlinale und jetzt mit „Hendi va Hormoz“ - beide Filme erzählen von jungen Menschen, die versuchen ein besseres Leben zu haben. Ist das ein Thema, zu dem sie persönliche Erfahrung haben?
Abbas Amini: Nicht aus meinem eigenen Leben, aber da ich mit und für Kinder arbeite, die aus keinen guten Lebensverhältnissen kommen, bekomme ich dadurch viele Einblicke und möchte diese Schicksale erzählen.

fGR: Der Film spielt auf der Insel Hormuz, wie war es dort zu drehen? Wie haben Sie die Schauspieler gefunden und spiegelt der Film ein realistisches Bild der Situation auf der Insel wider?
AA: Normalerweise werden auf Hormuz nur Werbefilme gedreht, da die Natur sehr schön ist, ich glaube vor unserem gab es noch keinen fiktionalen Film, der dort gedreht wurden. Wir haben während des Drehs auf der Insel mit den Menschen zusammengelebt und ich habe Bürger der Insel gesucht, die im Film genau das spielen, was sie auch in der Realität machen. Daher ist alles, was man im Film sieht, real - vor allem die Probleme wie Arbeitslosigkeit ist auf Hormuz ein sehr aktuelles Thema.

fGR: Mit Ihrem Film kritisieren Sie unter Anderem die Situation der Eheschließung im Iran. Wie wird das von der Gesellschaft gesehen, wird es akzeptiert, seine Kinder so früh zu verheiraten?

Das Team diskutiert etwas länger über die Frage und auch die beiden Frauen, die mit am Tisch sitzen, tragen viel dazu bei.
AA: In Großstädten ist es nicht angesehen, seine Kinder in so einem jungen Alter zu verheiraten, da die Menschen mehr Aufklärung darüber besitzen. In kleineren Orten wie Hormuz allerdings kommt es öfter vor, dass junge Mädchen heiraten oder schwanger werden, weil die Aufklärung fehlt. Und das ist es, was wir mit dem Film machen wollen: Die Menschen aus solchen Orten über die Folgen aufzuklären.

fGR: Der Film wird also auch im Iran gezeigt?
AA: Ja! Als Filmemacher, die sich mit sozialkritischen Themen befassen, haben wir im Laufe der Zeit gelernt, Filme so zu gestalten, dass wir unsere Aussage zeigen können, ohne Richtlinien zu überschreiten. Außerdem sagt der Produzent selbst auch noch etwas: Wir haben eine strenge Zensur im Iran; bevor man einen Film machen will, muss das Drehbuch von dem Staat akzeptiert werden. Kussszenen oder Ähnliches werden generell zensiert, deswegen muss man sich bei solchen Dingen immer andere Wege ausdenken, das Gewollte zu vermitteln.

Wir finden alle, dass das im Film sehr gut funktioniert hat und reden ein wenig über die Szenen, in denen die Zuschauer ihre Phantasie einsetzen müssen.

fGR: Sie benutzen sehr starke und viele Farben im Film und das steht im Kontrast zu der Traurigkeit der Geschichte. Ist das Absicht?
AA: Ja. Auf Hormuz gibt es mit der Natur so viel Schönheit, wir wollten daher mit dem Film zeigen, dass es trotz dessen traurige Schicksale geben kann.
Die künstlerische Leiterin erzählt uns außerdem von der Tatsache, dass viele trotz einer schmutzigen Arbeit oder einem ärmlichen Leben sehr farbenfrohe und schöne Kleider tragen, um dies damit zu überblenden. Dieser Konflikt sei auch eines der Hauptintentionen für den Film gewesen.

fGR: Sie haben außerdem sehr viel mit dem rot des Hämatits gearbeitet - steckt hinter der Farbe noch mehr Bedeutung?
AA: Man findet auf Hormuz viele verschiedene Farben, aber wir fanden den roten Staub von Hämatit sehr aussagekräftig. Außerdem wollten wir mit dem roten Wasser am Ende die vielen Tode durch dieses symbolisieren. Es wäre unglaublich schwer für uns im Iran gewesen, die Sachen durch die Farben so auf die Leinwand zu bringen, deswegen möchten wir uns unbedingt bei den Leuten der Postproduktion - unserer Co-Produktion MagicLab - bedanken. Durch die Postproduktion ist der Film erst zu dem geworden, was er jetzt ist!


Wir reden noch ein bisschen über die Wirkung der Farben und die Postproduktion allgemein, bis die Zeit von allen auch langsam zu Ende geht. Natürlich bedanken wir uns ganz herzlich für die lange Zeit und die wirklich ehrlichen Antworten, aber auch das Filmteam ist dankbar für das Interview und will uns sogar noch Filmclips und Fotos schicken, die wir verwenden können. Dann verabschieden wir uns und eilen auch schleunigst zum nächsten Film - allerdings nicht ohne noch einmal die ganzen Einblicke und Anstöße durchzugehen, die wir durch das Interview über die Schwierigkeiten und Abläufe einer iranischen Filmproduktion bekommen haben.



About Critic Without Censoring


An interview with the film crew of "Hendi va Hormoz"

Friday we had the chance to meet the film crew of "Hendi va Hormuz" to have an interview with them. When we entered the ZOO-Lounge the guests responsible takes us to the crew. Beside the director Abbas Amini there are also the art director and two other women, later we hear that one of them is the directors sister. Quickly we notice that there will be a communication problem, because none of us speaks Farsi or French and no one really dare themselves to do the interview only in English. We think about maybe starting the interview with a translating software, but the producer Pouria Heidary Oureh was also on his way so we just wait. 15 minutes and a tee later we can finally start.

free generation reporter: With your Film "Valderrama" two years ago and „Hendi va Hormoz“ you show two stories of young people reaching for a better life - is this a topic you have personal experiences with?
Abbas Amini: Not from my own life, but i’m working with and for children who haven’t such an easy life, so I get the ideas for films of the life experiences of these children, which I want to bring to the world.

fGR: You filmed on the island Hormuz, how was it to shoot there? How did you find the actors and are the stories you showed in the film also problems in real life?
AA: Usually only advertisement movies are filmed on Hormuz because of the beauty, so I think there were no fictional movies filmed before. I tried to cast people who actually did the job in real life, so they live all on the island and doing the job they do in the film. So all the things we showed are real, there are many problems like on Hormuz like the unemployment, there live only around two thousand people but there isn’t enough work.

fGR: You also criticised the situation of marriage with the film. Is it accepted in the iranien society to get married and pregnant so early?

They discuss the question a little longer also the two woman who haven’t said something before comment something.

AA: In big cities where the people have more education in general the society don’t like children to get married so young. But in small places like Hormuz nobody think it's bad thing to marry their children with thirteen, because they don't have enough education about it. And that is what we want to do with the film, to inform the people from such small cities about issues that could happen.

fGR: So the film will be shown in Iran?
AA: Yes! As social issue filmmakers we learned through the time to make films in a way in which you can say the things you want to say but don’t cross any lines.
Pouria Heidary Oureh: We have a really strict censoring in Iran, before you produce a movie you have to show the script to the government and they have to accept it. Kissing or touching scenes aren’t allowed in Iran in general so you have to find always another way to express them and get the viewers unterstand.

We both think that it worked very well in the movie and talk a little about the scenes the viewers had to use their imagination.

fGR: You use very bright colours in the film and that stands a in a contrast to the sad story - is that with purpose?
AA: Yes. As you said there is so much beauty on this island and i wanted to show with the film that even with so much beauty and also the colourful closes the people wear there can be so much sadness.
Also the art director tells us that one of the main conflicts they wanted to show is that although people are poor and have a very dirty job they wear this beautiful clothes to hide it.

fGR: And you work also much with the red colour of the the hematite - is there more meaning behind it?
AA: You can find different strong colours on the island, but we thought the red has most meaning and we chose the red coloured water at the end to show how many people died there. Actually it would have been very difficult for us to get all the things with the colours on the screen so we want to really thank the people who did the post production for us - our co-production MagicLab - they helped us so much with popping up those beautiful colours to do the movie as it is now.

We talk a little longer about the postproduction and colours, but slowly the time is coming to the end and we thank the film crew for their long time and the really honest answers. But also the crew is very thankful and offers us to send filmclips and pictures we could use. After it we are leaving the Zoopalast with our minds on the interesting insight we got about a critical film production in Iran.


25.02.2018, Clara Bahrs

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