Nichts wünscht sich der kleine Wangdrak sehnlicher als ein Paar Gummistiefel. Denn in seiner Klasse haben alle welche. Nur er muss mit ausgetretenen Turnschuhen durch die Pfützen stapfen. Nicht einmal sein Aufziehfrosch kann ihn aufheitern. Und als der Sturm endlich wieder für Regen sorgen soll, arbeiten die Träume der Kinder gegen die Sorgen der Erwachsenen.
In einem kleinem Dorf in der Provinz Qinghai spielt der Film „Wang Zha de yuxue“, zu Deutsch „Wangdraks Gummistiefel“. Das Langfilmdebüt von Lhapal Gyal nimmt uns mit auf eine Reise, die uns zwar weit entfernt von Deutschland nach Tibet führt, sich aber mit den Wünschen und Träumen der Kinder befasst, die doch überall auf der Welt gleich oder zumindest ähnlich sind. Mit ruhigen Aufnahmen und einem Fokus auf dem jungen Hauptdarsteller, insbesondere in den Momenten, in denen ihn niemand anders zu beachten scheint, malt Gyal ein klares Bild der rudimentären Lebensweise, die in Tibet und China mitten auf dem Land noch vorherrscht.
Es geht um den Konflikt zwischen Religion und neuer Technologie. Um Armut. Und insbesondere um die Hoffnungen eines Jungen, dem selten auch nur ein neues Spielzeug vergönnt ist, nicht einmal die essentiellen Gummistiefel. Drukhla Dorje überzeugt in seiner Rolle als Wangdrak, vermutlich vor allem weil Gyal sich die Zeit nahm, ihn wirklich kennenzulernen und seine Lebensweise zu verstehen. Eher passte er den Charakter seinem Hauptdarsteller an als umgekehrt, um diese Authentizität zu erzeugen, und das ist wahrhaftig gelungen.
Wang Zha ist einer dieser Filme, die weniger durch ihre geladene Handlung strahlen als vielmehr durch das Einfangen der Situation, des alltäglichen Lebens in einem weit entfernten Land, in diesem Fall Tibet. Obwohl es eher um den jungen Wangdrak geht, so wird auch die Situation der Eltern und anderen Erwachsenen im Dorf verständlich eingefangen. Wir begleiten die Kinder in die Schule und können doch den Versammlungen beiwohnen, in denen diskutiert wird, ob man sich finanzielle Hilfe für eine Hagelmaschine holt und ob die Reihenfolge der Felderbewässerung dieses Jahr geändert werden soll. Und obwohl man als Zuschauer über alles im Bilde ist, so scheint doch die Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern nicht wirklich vorhanden zu sein, sodass es am Ende zu einer Situation kommt, in der beide Seiten mehr oder weniger unbewusst gegeneinander arbeiten, weil die Erwachsenen mal wieder nicht zuhören und den Kindern auch nicht genügend erklären.
Zwar ist Wang Zha ein ruhiger Film, jedoch wird er nicht langweilig, wenn man sich entsprechend darauf einlässt. Wem das nicht gelingt, könnte einige Längen im Film wahrnehmen, die aber durch die authentische Darstellung des Dorfalltags wieder wettgemacht werden.
25.02.2018, Johanna Gosten
Wangdrak's rain boots
Little Wangdrak wants nothing more than a pair of rubber boots. Because in his class everyone has them. Only he has to stomp through the puddles with worn sneakers. Not even his wind-up frog can cheer him up. And when the storm is finally supposed to bring rain again, the children's dreams work against the worries of the adults.
In a small village in the province of Qinghai, the film „Wang Zha de yuxue“, in English "Wangdrak's rubber boots", takes place. The feature film debut of Lhapal Gyal takes us on a journey that takes us far away from Germany to Tibet, which deals with the wishes and dreams of the children, who are the same or at least similar all over the world. With quiet shots and a focus on the young protagonist, especially at moments when no one else seems to notice him, Gyal draws a clear picture of the rudimentary lifestyle that still prevails in Tibet and China in the middle of the countryside.
It is about the conflict between religion and new technology. Poverty. And especially about the hopes of a boy who seldomly gets a new toy, not even the essential rubber boots. Drukhla Dorje is convincing in his role as Wangdrak, presumably because Gyal took the time to really get to know him and understand his way of life. Rather than the other way round, he adapted the character to his leading actor to create this authenticity, and it was a real success.
Wang Zha is one of those films that shine less through their charged plot than through capturing the situation of everyday life in a far-away country, in this case Tibet. Although it is more about the young Wangdrak, the situation of the parents and other adults in the village is captured as well. We accompany the children to school, but we can still attend the meetings where they discuss whether to get financial support for a hail machine and whether the order of the field watering should be changed this year. And although as a spectator you are aware of everything, the communication between adults and children does not really seem to exist, so that in the end there is a situation in which both sides work more or less unconsciously against each other, because the adults do not listen and do not explain enough to the children.
Although Wang Zha is a quiet movie, it doesn't get boring if you let yourself in on it. If you don't succeed, you could see some lengths in the film, but they are made up for by the authentic depiction of Tibetan daily life.
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